Ihr Lieben,
die Zeit verfliegt in einer unglaublichen Geschwindigkeit und Ihr könnt Euch sicher vorstellen, daß weiterhin sehr viel bei uns passiert ...
Fynn und Noemi sind nun bereits die vierte Woche im Kindergarten bzw. wie es hier heißt in der Preschool. Die Preschool hat den Namen 'Peter Pan' und obwohl ich anfangs schon meine kleinen Problemchen damit hatte, daß der Garten hier einfach viel viel kleiner als bei unserem geliebten Kindergarten in Hörlkofen ist, so daß die einzelnen Gruppen hier jeweils getrennt rausgehen müssen und es nach der amerikanischen Art nun mal viel mehr Plastik gibt, bin ich mittlerweile doch sehr zufrieden damit. Nur das Essen ist so eine Sache, es wird auf Pappteller gegessen und anschließend werden die Reste einfach in den Müll geworfen. Ach ja, das Essen brauchen die Kinder nicht mitbringen, also auch keinen Snack, sondern es wird alles vom Kindergarten gestellt. und das Essen ist, naja zwar ist Fynn weiterhin ein problematischer Esser, aber ich hätte darauf glaube ich auch nicht so richtig Lust; schon allein wie das Essen auf den Pappteller draufgetan wird. Ja und dann lassen die Kinder hier ihre Straßenschuhe an. Aber andere Länder andere Sitten.
Nach der anfänglichen Eingewöhnung bleibt Fynn nun schon seit letzter Woche bis zum Essen und es gefällt ihm sehr gut. Oft fragt er mich, ob wir nach der Siesta wieder hinfahren können. Dort hat alles einfach schon viel mehr den Schulcharakter, so daß dann auch das ein oder andere Mal die Zeit für den Garten zu kurz kommt, was ich schon sehr schade finde. Fynn kommt meist täglich mit neuen englischen Worten nach Hause und er fragt mich dann 'Mami, weißt Du was blau auf englisch heißt?' oder 'Mami, weißt Du welche Zahl ten ist?'. Ich halte mich dann meist sehr zurück und frage dann zurück und er ist unglaublich stolz auf seinen ständig wachsenden englischen Wortschatz, besonders wenn er die englischen Worte in seine Sätze einfliesen läßt 'Luna und ich haben ganz toll unsere Teller empty gegessen.'
Für Noemi war die Eingewöhnung wesentlich schwieriger, da sie den Kindergarten bis dato ja nur vom Hinbringen und Abholen kannte. Und so war die erste Woche wirklich sehr hart. Sie hat beim Hinbringen und beim Abholen geweint und war ganz aufgelöst. Mein Herz hat ebenso wie sie geweint und geschrieen. Nach zwei Stunden habe ich sie dann wieder abgeholt. Und das war dann doch etwas schwierig, denn Fynn sollte ja noch dableiben und obwohl er in einer anderen Gruppe ist (sie sind hier nach Alter aufgeteilt) mußte ich aufpassen,
daß er mich bzw. uns nicht sieht; sonst hätte er ja auch heimgewollt. Noemi und ich haben dann diese gemeinsame Zeit unterschiedlich verbracht um dann weitere zwei Stunden später nun auch Fynn abzuholen. Es war eher streßig, als daß ich das Gefühl hatte nun endlich in Ruhe einige Dinge zu erledigen.
In Noemis Gruppe haben sie auch schon den berühmten Stuhlkreis, der hier am Vormittag gleich zweimal stattfindet.
Bzgl. dem Hinbringen und dem Abholen haben wir jede Woche einen Fortschritt gemacht: die erste Woche hat sie beim Hinbringen und beim Abholen geweint, die zweite Woche hat sie mich beim Hinbringen verabschiedet und mir dann auch noch zu gewunken, nur beim Abholen hat sie geweint. Und die dritte Woche hat sie mich morgens verabschiedet und mittags lachend begrüßt; ihr könnt Euch vorstellen wie gut es dann meinem Mutterherz ging. So daß sie nun seid dieser Woche auch zum Essen bleibt, zwar mag sie noch nicht mitessen, aber da sie nicht so wählerisch beim Essen ist, wie ihr Bruder, bin ich sicher, daß sich auch das positiv entwickeln wird.
Und dann haben wir in der XXL-Welt der Amis auch eine xs-Welt entdeckt. Sie ist nicht so offensichtlich aber doch da. So sind zum Beispiel bei dem Staubsauger, die Größe und die Lautstärke zwar XXL, aber die Saugleistung ist eher xs und stellenweise wirkt es eher, als wenn man den Dreck neu verteilt, statt aufzusaugen.
Oder ein täglich mehrfach genutztes auch in Deutschland und anderen Ländern notweniges Produkt ist hier soooo dünn, daß man die Zeitung durchlesen kann. Was das ist? Ganz einfach - Toilettenpapier.
Und ein anderes besonders zu dieser Jahreszeit sehr beliebtes Produkt ist ebenfalls sehr sehr dünn ... die Taschentücher. Die Taschentücher aus der Tüchertasche sind hier eher rar, dafür aber machen die Amis einen Kult aus den Tücherboxen, die im ganzen Haus verteilt werden. Man könnte meinen, zu jeder Tapete, zu jeder Wandfarbe und zu jedem Muster der Küchenarbeitsplatten gibt es die passende Tücherbox, wobei diese Tücher auch wieder sehr sehr dünn sind, also ebenfalls xs.
Und dann lernen wir das amerikanische Leben im Alltag immer besser kennen. Wenn zum Beispiel der Müll abgeholt wird, dann ist es nicht so wie in Deutschland, daß ein Müllauto durch die Straße fährt und eine Mülltonne nach der nächsten leert. Hier hingegen fährt ein Müllauto durch die Straße und leert aber nicht jede Mülltonne. Dann kommt ein anderes und das leert dann auch nicht alle übrigen, sondern auch wieder nur vereinzelte.
Irgendwann nach mehreren Müllautos, sind dann auch alle Mülltonnen geleert. Und was passiert mit den Mülltonnen? Die werden einfach hingeworfen oder auf den Kopf gestellt. Sie sind zwar auch wesentlich leichter, als die in Deutschland, aber merkwürdig finden wir das schon.
Und auch beim Waschen machen wir unsere besonderen Erfahrungen, da die Kleidungsstücke mit Flusen geschmückt werden, die man dann liebevoll mit dem Flusenroller entfernt und das händische Entflusen somit zum Waschen dazu gehört. Ebenfalls verwundert waren wir über den Trockner; er läuft zwar, aber die Wäsche wird nicht wirklich trocken. Es stellte sich dann heraus, daß neben dem Stromanschluß vergessen wurde den Gashahn aufzudrehen. Und dann wurde die Wäsche in gewohnter Art getrocknet.
Und neben den vielen neuen Entdeckungen im Alltag gehen wir natürlich auch in Chicago auf Entdeckungstour.
So waren wir beim Sightseeing in Chicago und haben den Navy Pier und den Sears Tower besichtigt. Wir sind mit den Free Trolleys gefahren, den Bussen, die durch die ganze Stadt fahren, nur an einigen Haltestellen einem die Möglichkeit geben ein- und auszusteigen und dafür wirklich nichts zu zahlen. Auch sind wir mit 'The L' - the Elevated gefahren. Das Schienennetz führt durch einen kleineren Teil der Innenstadt und ist hochgebaut, sodaß die Schienen oberhalb der normalen Straßen entlang führen (hat man auch schon in einigen Filmen gesehen, beliebte Drehorte für besondere Stimmungen).
Wir waren am Sandstrand und einer Sanddüne und wir haben erlebt, wie der Christbaum auf dem Nürnberger Christkindlmarkt nachempfundenen Weihnachtsmarkt vom Christkindl und dem Santa Claus angezündet wurde. Und wir haben unseren ersten Friseurbesuch erfolgreich gemeistert, so daß wir uns weiterhin unter die Leute trauen können.
Und bei all unseren Unternehmungen sehen wir regelmäßig Personen, die trotz Außentemperatur von 5 Grad Celsius oder kälter noch in Flip Flops und im Kurzarm-T-Shirt rumlaufen.
Zu unserem ersten Thanksgiving hat Jochen sich um den gefüllten Turkey (Truthahn) gekümmert und ihn sehr professionell zubereitet. Es hat super
geschmeckt, doch der Turkey war so groß, daß Jochen in den Tagen danach mehr als nur einmal ein Turkey-Sandwiches mit zur Arbeit nehmen konnte.
Und während wir uns immer mehr einleben, die 270 Packstücke ausgepackt sind (wobei ein paar Kisten wieder neu gepackt wurden, die dann schon auf den Container für die Rückreise warten), viele Dinge noch nicht ihren Platz gefunden haben, habe ich für mich einen neuen persönlichen Bestseller und auch gleichzeitig treuen Begleiter entdeckt ... ein Englisch Dictionary im Taschenformat. Einfach sehr praktisch.
Und was macht das Heimweh? Mein Körper ist hier, doch auch ich habe wie einige Dinge noch nicht meinen Platz gefunden und so ist mein Herz am Baggerweiher und auf den Feldern und natürlich bei unseren Freunden .... Doch mit der Adventszeit und dem kunstvollem Verwandeln des Hauses in ein riesiges Geschenk, und dem Gefühl nicht mehr bei jedem Einkaufen auf das Navigationssystem angewiesen zu sein, entwickelt sich langsam ein Wohlfühlen. Und natürlich ist weiterhin die Freude und Spannung bzgl diesem Abenteuer vorhanden und es ist wirklich ein Spaß das amerikanische Leben im Alltag zu entdecken.
Wir hoffen Ihr seid wohl auf und ihr laßt Euch von dem bekannten Weihnachtsstreß nicht anstecken, sondern genießt mit Euren Lieben diese besondere Staade Zeit. Wir wünschen Euch alles Liebe und seid herzlichst aus Westmont bei Chicago gegrüßt. Wir freuen uns von Euch zu hören und wünschen Euch eine wunderschöne Adventszeit,
Petra & Jochen mit Fynn & Noemi
Friday, May 2, 2008
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