Ihr Lieben,
im Februar war Halbzeit!
Also wenn man es wie folgt betrachtet: Im Februar waren es 4 1/2 Monate als wir nach Chicago geflogen sind und auch 4 1/2 Monate wann wir wieder nach Deutschland fliegen werden. Derzeit planen wir unseren ersten großen Deutschland-Urlaub und die Vorbereitungen hierfür machen sehr viel Spaß. Da werden die verschiedenen privaten Herbergen bei unseren Freunden gebucht, Arztbesuche koordiniert, Erlebnisurlaub auf einem Bauernhof miteingeplant, Familienmitglieder außerhalb Münchens wohnend werden anreisen und eine Hochzeitsfeier wird auch miteingetimte.
Wir freuen uns schon sehr möglichst viele unserer Freunde wiederzusehen.
Das letzte große Event, von dem ich Euch berichtet habe, war Weihnachten. Und wenn ihr nun denkt, bis Ostern kommt ja erst mal lange nichts, so kann ich Euch berichten, daß die Amis irgendwie ganz wild darauf sind, aus allem Möglichen ein Event zu machen, welches zelebriert wird, es in Läden diverse Sonderverkäufe gibt, die Häuser jeweils neu geschmückt werden und die gleichen Süßigkeiten, die man schon von Halloween und Christmas kannte nun für das aktuelle Event neu verpackt werden.
Im Februar wurde der Valentine Day richtig groß gefeiert. Hier geht es dann aber nicht nur darum, sich eine Woche vorher Gedanken zu machen und dann seiner Liebsten einen Strauß frischer Blumen mitzubringen und sie vielleicht auch noch mit einem schönen Candle-Light-Dinner zu überraschen. Hier fangen die Vorbereitungen bereits im Kindergarten an. Es gibt hierfür spezielle Valentine-Cards die mit verschiedenen Comicfiguren und netten Sprüchen bedruckt sind, auf denen die Kinder die die Karte überreichen ihren eigenen Namen draufschreiben und dann noch den Namen des Kindes, für wen die Karte sein soll. In der Pre-School werden die Kinder bereits zwei Wochen vor dem 14. Februar auf dieses Event vorbereit. Es scheint nur noch die Farben rosa, pink und rot zu geben und die einzig zulässige Form in dieser Zeit ist das Herz. Am Valentine-Day gab es dann eine große Party in den jeweiligen Gruppen. Genauer sah das so aus, dass die Kinder im Kreis saßen und jedem Kind eine Karte übergaben, einige Kinder haben neben diesen Karten auch noch jede Menge Süßigkeiten verschenkt, von denen man gut und gerne einen Monat essen könnte.
Man braucht sich dabei gar nicht zu wundern wann und wo die umfangreich beleibten Ami-kids die Grundsteine zu ihrer Körperfülle gelegt haben.
Neben der Pre-School wird natürlich auch die Erwachsenen-Welt umfangreich auf den Tag der Verliebten mit vielen zusätzlichen Angeboten und Extra-Sales aufmerksam gemacht.
Und kaum ist Valentine vorbei, da gibt es auch schon das nächste Event, welches wieder umfangreich vorbereitet werden muß, damit das Haus einen erneuten Farbwechsel erleben darf. Rosa, pink und rot verschwinden und machen den kräftigen Grüntönen Platz. Aber immer noch nicht für Ostern, nein, das nächste große Event ist der St. Patricks Day.
Der St.Patrick’s Day ist der am 17. März begangene Gedenktag zu Ehren des irischen Nationalheiligen St. Patrick. Er war der erste christliche Missionar in Irland. Der St. Patrick’s Day wird weltweit von Iren, irischen Emigranten und zunehmend auch von Nicht-Iren gefeiert. Eine der weltweit größten Parade findet unter anderem auch in Chicago statt. Am 17. März ist Grün die vorherrschende Farbe der feiernden Iren in aller Welt, in einigen Städten, so z.B. auch in Chicago werden an diesem Tag sogar die Flüsse grün eingefärbt.
Und wenn den St. Patrick’s Day aus deutscher Sicht betrachtet, stellt man fest, dass in München seit 1996 jährlich die einzige St. Patrick’s Day Parade Deutschlands stattfindet.
In der Pre-School sollen die kids an diesem Tag möglichst sehr grün angezogen werden. Da werden wir Schwierigkeiten mit Noemi’s aktueller Lieblingsfarbe blau bekommen.
Und wenn dann nächste Woche der St. Patrick’s Day vorbei ist, können auch endlich die Osterdekorationen aus den Kisten geholt werden, damit der Osterhase auch genau weiß, dass nun endlich sein großer Tag ist.
Und man wird es kaum glauben, aber nachdem für die anderen Events die Süßigkeiten in den Supermärkten sich einzig und allein durch den zusätzlichen Aufdruck auf der Verpackung unterschieden, gibt es für Ostern tatsächlich Schoko-Ostereier und auch die richtig guten Schoko-Osterhasen von Lindt. Die hier angebotenen Osternester haben große Ähnlichkeit mit denen aus Deutschland. Bei diesem Event scheinen die Deutschen und die Amis einer Meinung zu sein.
Welche deutschen ‚Feiertage’ wir hier in keinster Weise vermisst haben, sind die Faschings-Tage. Stattdessen wurde hier in der Pre-School zwei Wochen über den Zirkus gesprochen und dann gab es abschließend zwei Clown-Days, bei denen die kids als Clown verkleidet in die Pre-School kommen konnten. Fynn und Noemi hat es mächtig viel Spaß gemacht.
Wir fühlen uns doch immer mehr in das amerikanische Leben ein. So haben wir es genossen den Superbowl in voller Länge und zu humanen Zeiten anzuschauen, ohne dabei die ganze Nacht aufbleiben zu müssen und den folgenden Tag nicht komplett verschlafend zu erleben oder am nächsten Tag nur eine eingekürzte Zusammenfassung sehen zu können.
Ebenso konnten wir die Oscarverleihung zu vertretbaren Zeiten und in voller Länge sehen. Allerdings stellten wir fest, dass sie dieses Jahr eher langatmig und die Show viel zu lange und eher langweilig war.
Die Vorwahlen sind weiterhin sehr interessant und spannend und nachdem den jeweiligen möglichen Kandidaten die verschiedenen Affären und Ungenauigkeiten angedichtet werden, verwundert es auch nicht mehr, daß z.B. am Super-Tuesday im Februar, an dem 23 Staaten bei den Demokraten und 21 Staaten bei den Republikaner gewählt haben, auch die Wetterberichterstattung tatkräftig mitagiert hat. In dem Stil, wenn es um so und soviel Uhr in dem Staat X anfängt zu schneien, dann geben mehr Wähler ihre Stimme für Kandidat A, sonst für Kandidat B ab. Oder wenn es vor dem Schnee noch anfängt zu hageln, dann bleiben alle Wähler daheim.
Besonders positiv fällt auf, dass bei den Nachrichten und der Wahlberichterstattung mehr Frauen präsent sind, als in Deutschland.
Der Winter ist hier schon eine Sache für sich. Er sendet seine Boten Mitte November mit eisigen Temperaturen voraus und ab Dezember schneit es so im 1-2 Wochen Rhythmus und dann auch meist richtig kräftig. Das geht dann so bis Ende Februar. Die Temperaturen liegen anfangs noch bei warmen –3 Grad und dann wird es auch so richtig kalt und das Thermometer pendelt sich im Januar und Februar bei –12 bis –18 Grad ein. Wir haben zwei Blizzards erlebt, und einmal sind die Temperaturen innerhalb von 5 Stunden um 20 Grad gefallen. Und auch wenn die Luft hier weiterhin sehr trocken ist und man bei diesen Temperaturen die wunderschönen Eiskristalle an den kahlen Bäumen vermisst, so fühlt es sich doch richtig kalt an, wenn man länger als eine halbe Stunde draußen ist, für die kids ist allerdings schon diese kalte halbe Stunde sehr sehr lange. Wir haben den Winter sehr genossen und so wie wir anfangs dachten, dass diese Schneemengen normal wären, würden wir eines besseren belehrt, dass dieser Winter der acht-schneereichste Winter seit 25 Jahren ist.
Das die Amis sich alles leicht machen wollen und somit auch sehr bequem sind, zeigt sich auch in ihrer besonderen Liebe zum Familienmitglied Auto. Aus dem Haus steigt man direkt ins Auto, fährt zum Einkaufen und braucht dann nur einen kurzen Fußmarsch über den schneegeräumten Parkplatz zu machen um dann bei –12 Grad in FlipFlops zum Einkaufen zu gehen. Einen Gehweg brauchen die Amis einfach nicht, besonders nicht im Winter. Und so erklärt sich auch, warum auf den Gehwegen, die nicht direkt an den Wohnhäusern liegen, kein Schnee geräumt wird. Es wäre unnötige Arbeit, denn die Gehwege werden ja eh nicht genutzt, und wenn dann doch mal jemand zu Fuß unterwegs ist, ja dann läuft er halt auf der Straße.
Ende Februar bis zur ersten Märzwoche gab es hier fast typisch deutsches Schmuddelwetter mit viel Regen und zugezogenem Himmel. Und nun endlich erreichen auch uns die Frühlingsboten, wir genießen sie und freuen uns die Zeiten ohne die täglichen Utensilien Fettcreme für Lippen und Gesicht, Mütze, Schal und Handschuhe genießen zu können.
Auch wenn es durch die besonderen Temperaturen nicht immer als entspannend empfunden wurde länger als 1 Stunde draußen zu sein, waren wir trotzdem viel unterwegs und richtig aktiv.
Ende Januar haben wir uns in einem Fitness-Club angemeldet und wen wundert es jetzt noch, dass auch hier deutliche Unterschiede zu den deutschen erkennbar sind. Es ist hier in keinster Weise ungewöhnlich, dass die Fitness-Clubs bereits morgens um 5 Uhr öffnen und erst nachts um 2 Uhr wieder schließen, einige haben sogar rund um die Uhr geöffnet. Und offensichtlich wird zwischen 5 und 7 Uhr besonders fleißig trainiert. Auch stellt man mal wieder fest, dass man sich in der XXL-Welt befindet. Ein Fitness-Club umfasst hier neben den klassischen Geräten, zusätzlich ein Schwimmbad mit Freibad, mehrer Turnhallen, eine Rock Climbing Wall, ein Spa, ein Bistro und einen sehr guten Kids-Club, in dem die Süßen spielen können, während man eisern versucht die Winterpolster abzutrainieren. Etwas vor den Kopf geschlagen war ich allerdings, als ich mit beiden Kids in die Damenumkleide wollte. Ich wurde dann eines Besseren belehrt, dass Jungs nun mal nichts dort zu suchen hätten, auch wenn sie noch so klein sind. Also mussten wir in den family fitting room aufsuchen.
Für den anfangs gemachten Fitnesstest musste man die Körpergröße und das Gewicht angeben. Nun natürlich in den amerikanischen Maßen und wenn man die Köpergröße, sie wird in foot angegeben und 1 foot sind 12 in und 1 inch sind 2,54 cm, umrechnet kommt man sich richtig klein vor und beim Umrechnen des Gewichts, das in pound angegeben wird und 1 pound entspricht 0,4536 kg, auf einmal sehr übergewichtig.
Fynn und ich sind derzeit auch besonders sportlich aktiv, nachdem er einmal die Woche einen Sport-Kurs ‚Sports Mania’ macht, dabei geht es darum die kids an die verschiedenen Ballsportarten langsam heranzuführen, habe ich meine ersten Versuche im Rock Climbing gestartet und mir bestätigt, viel viel Spaß es mir macht.
Und neben den sportlichen Aktivitäten, besuche ich an zwei weiteren Abenden die Woche einen Englisch Kurs. Es macht viel Spaß und gibt mir eine gutes Gefühl, besonders bei den guten Ergebnissen bei den geschriebenen Tests.
Und dann haben wir auch erneut unseren kulturellen Horizont erweitert:
Wir waren im Field Museum of Natural History, einem Naturkundemuseum, welches auf etwa 85.000 qm auf fünf Ebenen eine unglaubliche Sammlung von Objekten und Gegenständen zu verschiedenen Themem wie Kunst, Archäologie, Naturwissenschaften und Geschichte umfasst und mit seiner Größe zu einem der größten Museen der Welt gehört. Im Field Museum haben wir die Bekanntschaft mit Sue gemacht, das größte und am vollständigsten erhaltene Skelett eines Tyrannosaurus Rex der Welt. Fynn und Noemi hatten ihren Spaß bei den Dinosauriern, besonders sich in einen Dino-Fußabdruck zu legen, und den Mumien in den ägyptischen Pyramiden.
Und dann waren wir im John G. Shedd Aquarium, es wurde 1929 erbaut und ist somit eines der ältesten musealen Aquaristik-Anlagen der Welt. Gleichzeitig ist es auch das größte Indoor-Aquarium der Welt. Es beherbergt etwa 8.000 Tiere aus über 650 Arten, darunter Fische, Meeressäuger, Vögel, Schlangen, Amphibien und Insekten. In einem Teil kann man sogar durch raumhohe Fenster Haie und andere Raubtiere aus der Taucherperspektive betrachten. Fynn war ganz begeistert von den Haien, weshalb er sich beim Body-Painting auch gleich für einen Hai entschieden hat. Noemi hat Fynn’s Begeisterung nicht geteilt und erfreute sich da eher an den Wasserschildkröten und den Seepferdchen. Von den Delphinen und den Pinguinen waren beide gleichermaßen angetan.
Und neben den ‚klassischen’ Indoor-Museen haben wir auch outdoor eine besondere Kunst im Museum of Modern Ice direkt beim Millennium Park betrachtet. Bunt eingefärbte Eisplatten wurden zu einem Kunstwerk besonderer Art zusammengefügt. Das Ergebnis ließ viel Raum zum Träumen und den Phantasiereisen alle Möglichkeiten.
Der Millennium Park verwandelte nach seiner verspäteten Fertigstellung im Sommer 2004 (geplant war dem Namen entsprechend das Jahr 2000) einen hässlichen Rangierbahnhof, bei dem Eisenbahnanlagen und Parkplätze unter einer neuen Grünfläche verborgen werden sollten, in einen kulturellen Veranstaltungsort und entwickelte sich zu einem Wahrzeichen und Highlight Chicago’s. Besonders viel Spaß haben die Spiegelungen im Cloud Gate gemacht. Dabei handelt es ich um eine Skulptur die aussieht wie eine riesengroße silberne Bohne.
Dann konnten wir es uns nicht nehmen lassen Chicago erneut von oben zu betrachten. Nachdem wir dies letztes Jahr vom Sears Tower gemacht haben, ging es diesmal auf den John Hancock Tower. Das John Hancock Center umfasst 100 Stockwerke verteilt auf 343,50 Metern und ist nach dem Sears Tower, mit 110 Etagen auf 527 Meter, das zweithöchste Gebäude Chicago’s. Wir waren im Februar dort und konnten mit Faszination den Schatten der Skyline auf den Eisplatten des am Ufer zugefrorenen Lake Michigan betrachten.
Fynn und Noemi geht es weiterhin prächtig. Fynn mag uns derzeit allerdings nicht mehr in seine Englisch-Kenntnisse einweihen, dafür ist er aber weiterhin künstlerisch sehr aktiv und malt wie ein Weltmeister. Noemi hat nun endlich ihre Liebe zum gesprochen Wort entwickelt. Sie quasselt fleißig drauf los und es macht mächtig Spaß wenn sie ihre eigenen Geschichten erzählt. Ihre derzeitige Lieblingsfarbe ist momentan blau. So daß soweit als möglich alles blau sein muß. Beim Essen ein blauer Teller, ein blauer Becher und wenn es Vanille-Eis aus einer blauen Verpackung gibt, dann wird dieses dem Schokoeis in jedem Falle vorgezogen. Auch bei der Kleidung dominiert die Farbe blau ganz deutlich. Auch kombiniert sie galant deutsche und englische Worte. So sagt sie statt Ja oder Yes ganz einfach Yas. Zu ihren Lieblingstieren gehören derzeit uneingeschränkt Schweine und Mäuse, einfach, da das die Tiere sind, die sie am besten aussprechen kann.
Im Kindergarten gab es an den letzten Samstagen jeweils einen Daddy-Day. Das heißt, dass die Väter mit ihren Kinder an einem Samstagvormittag in die Pre-School mitgehen konnten. Dort bekamen sie einen Einblick wie ein Stuhlkreis und eine Bastelstunde ablaufen. Natürlich alles sehr amerikanisch und das Basteln in der Pre-School ist meistens irgendwelche vorgefertigten Formen auf ein Blatt Papier kleben oder einen Karton damit verzieren. Fynn und Noemi waren jeweils sehr begeistert, dass Jochen einen Einblick in ihren Pre-School-Alltag bekommen hat.
Und nachdem der Schnee stetig dahinschmilzt und die ersten Frühlingsboten erkennbar sind, freuen wir uns sehr auf die nun wärmere Jahrezeit. Wobei der Frühling offensichtlich eher kurz ausfallen wird, wenn man sich die Schaufenster anschaut, denn dort werden nur Hochsommerklamotten präsentiert.
Wir hoffen ihr seid weiterhin wohl auf und freuen uns sehr auf das Wiedersehen mit Euch.
Laßt es Euch gut gehen und genießt das Leben.
Fühlt Euch umarmt und herzlichst gegrüßt,
Petra & Jochen mit Fynn + Noemi
Friday, May 2, 2008
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