Liebe Verwandte und Freunde in Deutschland,
erst einmal möchte ich mich bei Euch für die so schönen und positiven Reaktionen zum Chicago newsletter bedanken. Das ist für mich natürlich ein Ansporn und Anreiz endlich die nächste Ausgabe an Euch zu schicken.
Nun sind wir schon fünf Wochen in Chicago und es ist weiterhin sehr spannend und aufregend. Neben vielen schönen Erlebnissen, gab es aber auch schon die ersten Stimmungstiefs, die offensichtlich ganz normal sind, einfach weil insbesondere Fynn und ich Heimweh nach Euch haben.
Und was ist nun so alles passiert?
Vor 3 Wochen hat Jochen erfolgreich einen Mini-Van gekauft, für Euch zum Vergleich, in Deutschland wird diese Größe bereits als Multi-Maxi-Van bezeichnet und man braucht gleich 1 ½ deutsche Parkplätze und dann nimmt man am besten gleich 2, damit man auch wirklich nicht an die anderen Autos kommt, wenn man die Türen aufmacht. Hier sind die Parkplätze gleich so groß, daß da wahrscheinlich 4 oder 5 Smarts reinpassen würden.
Die Größenverhältnisse der Amerikaner sind wie schon erwähnt im XXL-Bereich zu finden. So ist man auch mit dem Platz, also was die Bauflächen angeht, auch sehr großzügig und schon fast verschwenderisch. Tiefgaragen sind hier eher selten zu finden, es werden gleich riesige Parkplätze gebaut. So sind natürlich auch die Straßen entsprechend breiter, 3 deutsche Fahrspuren sind umgerechnet knappe 2 amerikanische Fahrspuren.
Vor 2 ½ Wochen sind wir dann auch endlich in das Haus gezogen. Es war ein aufregender Tag und wir hatten wieder unglaubliches Glück mit dem Wetter. Am Abend zuvor hat es kräftig geregnet und für den Umzugstag war schlechtes Wetter mit viel Regen angekündigt. Doch tatsächliche war es trocken, stellenweise wunderschön, dann zwar auch sehr windig, so daß es aussah, das die Ausladung des Containers dadurch beeinträchtigt würde, aber der vermutete Sturm, zog in einer Frühstückpause der Auspacker, vorbei.
Als ich die vielen Kisten sah, mußte ich unweigerlich an die letzten Tage in Wifling denken und an all die lieben Helfer, die mit dazu beigetragen haben, daß dieser Umzug so reibungslos verlief. Nochmals vielen lieben Dank an Euch.
Von den 270 (!) Packstücken sind nun noch gut 36 Kisten übriggeblieben, die noch ausgepackt werden wollen. Und diese ersten zwei Wochen im neuen Haus waren mit allen Hochs und Tiefs verbunden. Da wurden die Kisten mit der Ritterrüstung oder der Ausstattung für den Kaufladen und die Küche nicht sofort gefunden und um die Stimmung zu retten, wurde die Phantasie auf die Probe gestellt und man baute sich mit den Umzugskisten ein Haus oder ein Boot oder die noch Vollen wurden zum Spielturm umgewandelt um dann mit dem Boot nach Wifling zu fahren. Und so wurde die Suche nach der Ritterrüstung etwas aus dem Auge verloren und sobald Fynn und Noemi schliefen wieder aufgenommen. Um den neuen Tag mit der frohen Botschaft zu beginnen, das wir die Ritterrüstung nachts um halb 3 in der hintersten Kiste in der Garage gefunden haben. Oder aber wir machten ein Abenteuer daraus und suchten die richtige Kiste mit den Kaufladenutensilien.
Neben dem Auspacken der Kisten und dem damit verbundenen Suche nach dem richtigen Platz zum Einräumen, war es schon sehr spannend sich an die vielen neuen Geräusche zu gewöhnen. 'Mami, was war das für ein Geräusch?' 'Das war ein Eichhörnchen, das über die Terrasse gelaufen ist.'
Und auch die vielen neuen Erfahrungen eines amerikanischen Haushalts sind zum Teil amüsant und verwunderlich, besonders mit dem Gedanken, daß wir im Land der unbegrenzten Möglichkeiten sind und hier versucht wird, bei allen eine klare Vorreiterrolle einzunehmen und ganz Vorne dabei sein zu wollen. Die Staubsauger z.B. sind hier so schwer, daß man kein spezielles Oberarmtraining mehr im Fitnessstudio absolvieren muß, denn das bekommt man gratis beim Staubsaugen dazu. Und sollte man es mal als zu ruhig empfinden oder man mag das Gemecker der Kinder nicht hören, dann einfach den Staubsauger anmachen, man kann davon ausgehen, daß man a) mit Sicherheit nichts anderes hört und b) nach 10 Jahren sehr wahrscheinlich Probleme mit dem Gehör haben wird (es wird doch immer wieder davor gewarnt, wie schädlich laute Musik bzw. Geräusche sind; man muß fast davon ausgehen, daß die Amerikaner von dieser Warnung noch nichts gehört haben).
Für uns auch eher ungewöhnlich sind die Teppiche. Klar, kennen wir das aus Deutschland auch. Nur hier sind die in der Regel so dick, daß man schon fast versinkt. Ein Bürostuhl mit Rollen kann hier gar nicht in seiner Funktion vernutzt werden, da er einfach nicht rollt, sondern nur versinkt.
Oder für uns auch ungewohnt sind die Fenster. Hier werden sie nach außen aufgekurbelt, allerdings nur zur Hälfte. Eine sehr praktische Erfindung finden wir, sind hier die Kindersicherungen für die Steckdosen.
Es gibt zwei Varianten. Einmal wird die Steckdose mit einen Schalter, so wie ein Lichtschalter, ein- und ausgeschaltet. Oder der andere Variante, daß an der Steckdose selbst kleine Schalter zu finden sind, die man schon sehr kräftig drücken muß.
Im Wasserverbrauch sind die Amerikaner auch eher verschwenderisch, in Deutschland sind Mischbatterien mit nur einem Hebel ja mittlerweile Gang und Gebe. Hier hingegen fühlt man sich 30 Jahre zurückversetzt, denn für Warm- und Kaltwasser gibt es getrennte Ventile.
Und noch ein Unverständnis bzgl. der Größenverhältnisse. Die Badewannen sind hier eher im S-Format, für Fynn und Noemi ist es genau die richtige Größe, also eher eine Kindergröße.
Und dann haben wir natürlich auch viele sehr angenehme Dinge kennen gelernt. So z.B. der Gasherd in der Küche. Es erinnert an Urlaub auf der Hütte und auch wenn ich noch nicht so fit bin mit Gas zu kochen, so bin ich jetzt schon ein großer Fan davon. Oder dem langen Einkaufen. Die Supermärkte in unserer Nähe haben bis 22 bzw. bis 23 Uhr geöffnet. Einfach klasse. Einer davon ist auch ein Bio-Supermarkt, natürlich von der Größe auch XXL. Und hier gibt es endlich vieles von dem, was wir gesucht haben und nicht nur aus 100% Zucker besteht. So haben wir hier auch Crunchys in bestimmt 10 verschiedenen Variationen gefunden (mit Himbeeren, mit Heidelbeeren, mit Kürbiskernen, mit Leinsamen, mit ...) und auch die amerikanischen Luxusartikel wie Leinsamen, Sesam und Haferflocken (denn das ist ja Natur pur, somit kein zusätzlicher Zucker und somit uninteressant für den Großteil der amerikanischen Bevölkerung). Und nachdem wir beim Joghurt ungefähr 8 verschiedenen Marken ausprobiert haben, sind wir fündig geworden und haben unseren Favoriten entdeckt. Und auch beim Brot waren wir schon sehr erfolgreich, mit einer wirklich angenehmen Auswahl.
Und sonst ....
mussten wir feststellen, daß man hier ohne die (aus wahrscheinlich jedem amerikanischen Film bekannte) Social Security Card kein ganzer Mensch ist. Es ist schon ein Wunder, daß man sich ohne diese Karte etwas zu Essen und bei Starbucks einen Kaffee kaufen kann.
Aber was den Rest angeht, wird immer nach der Social Security Card gefragt, wenn man die nicht hat, dann sieht's schlecht aus ... Kein Telefon, kein Auto, kein Bankkonto, kein Arztbesuch, kein Kindergartenplatz, kein kein kein .......
Ach ja, bzgl. der Banken, sind die Amerikaner wirklich sehr fortschrittlich. So wie sich in Deutschland das Internet-Banking zum Standard entwickelt hat und man von den Banken überhäuft wird mit Präsenten und zum Teil Startguthaben, wenn man ein Konto bei ihnen eröffnet. So werden hier monatliche Buchungen mit dem Scheck, den man per Post verschickt, vorgenommen, denn für ein und ausgehenden Buchungen muß man ordentlich zahlen. So kostet z.B. ein Gehaltsbuchung jeweils 15 $. Und so bekommt man von der Bank ein Scheckheft, da wird eine richtige Philosophie draus gemacht, denn man kann sich das Muster bzw die Hintergrundbilder für die Schecks aussuchen und bekommt dann gleich einen ganzen Block gedruckt. Wirklich sehr fortschrittlich!
Mittlerweile waren wir auch schon in Deutschlands beliebtesten Einrichtungshaus einkaufen ... richtig, bei Ikea. Wirklich witzig, man denkt man wäre in München-Brunnthal. Eigentlich stellt man erst beim Hotdog-Stand fest, daß man nicht in Deutschland ist, denn die sind in Deutschland wirklich besser - mit Zwiebeln und Gurken.
Und Fynn und Noemi ....
beiden geht es wirklich sehr gut und sie machen die Umstellung sehr gut mit. Obwohl Fynn in den letzten 1 ½ Wochen sehr anstrengend war und man nicht nur die Umstellung bei ihm gemerkt hat, sondern der damit verbundene fehlenden Kontakt zu anderen Kindern. Das ist nun doch gar nicht so einfach. Wir sind nun schon bei einigen Spielplätzen gewesen, nur die sind einfach so gut wie nicht besucht. Ganz in der Nähe von uns ist ein sehr schöner und sehr großer Spielplatz, doch leider auch so gut wie nie von anderen Kindern besucht.
Auch die ersten Halloween-Erfahrungen können wir verbuchen. So haben wir fleißig Kürbisse ausgeschnitzt und für die Verkleideten Trick or Treat bereitgehalten. Zuerst waren beide sehr begeistert die Süßigkeiten zu verteilen, dann bekam Noemi doch etwas Angst und wollte gar nicht mehr, doch plötzlich war sie überaus begeistert. Fynn rief dann immer 'Mami, die nächsten sind schon da!' und beide wollten unbedingt die Süßigkeiten verteilen und ich mußte aufpassen, das weder Fynn noch Noemi beim Verteilen zu kurz kamen.
In Puncto Kindergarten waren wir bereits erfolgreich. Er ist nicht weit von uns entfernt und für die hiesigen Verhältnisse auch recht gut, allerdings nicht zu vergleichen mit unserem geliebten Kindergarten in Hörlkofen,
mit dem riesigen Garten, der starken Verbindung zur Natur und der Kreativität. Hier sind, obwohl ja sonst meist das Motto XXL gilt, die Kindergärten eher klein.
Diese Woche war ich mit Fynn und Noemi gemeinsam beim Schnuppern. Am Donnerstag waren wir im Garten und dort gibt es zwei Spieltürme. Einen für die bis 2-jährigen und den anderen für die ab 3-jährigen. Noemi ist mittlerweile wirklich sehr weit in ihrer motorischen Entwicklung und hat keinerlei Hemmungen bzgl. Klettern und der Höhe. Sie macht es einfach Fynn nach. Natürlich noch nicht alles so wie er es macht, aber sie ist einfach sehr gut. Tja, und so wollte sie, für sie ganz normal, auf den großen Spielturm. Allerdings sahen das die Erzieherinnen nicht so gern, und trugen sie von dort runter. Sie hat protestiert und ich hatte Mühe ihr diese Regel zu erklären, besonders, da ich weiß wie gut sie es macht. Sie ist dann zwar nach einigem Zureden auf den kleinen Spielturm, doch so richtig hat es ihr nicht getaugt.
Am Montag starten wir nun, und ich bin gespannt wie es laufen wird. Gerade für Noemi wird es ungewohnt sein, nicht mehr das gleich wie die 'Großen' machen zu dürfen. Klar muß sie es lernen, aber es wird auch mir schwer fallen loszulassen.
Nichts desto trotz freue ich mich, wenn sie dann andere Kindern kennen lernen, ihre ersten Worte Englisch sprechen und ich dann auch wieder ein klein wenig zur Ruhe kommen kann (wenn sie sich eingelebt haben).
Und dann gibt es natürlich noch jede Menge mehr, doch ich hoffe, Euch so einen weiteren kleine Einblick in unser neues Leben gegeben zu haben.
Bilder vom Haus kommen sind beim nächsten Mal dabei. Aber soviel schon einmal zum Haus. Es liegt in Westmont eine Vorort von Chicago und liegt etwa eine dreiviertel Stunde von Chicago entfernt. Es befindet sich in einer klassischen amerikanischen Vorortstraße, hat einen Vorgarten und der Baum an der Straße hat noch diese wunderschönen roten Herbstblätter und gehört zu der Sorte, die nicht so schnell die Blätter verlieren (denn die anderen Bäume sind zum Teil schon ganz kahl). Dann gibt es einen schönen Garten mit einer bereits sehr schönen Bepflanzung und einer coolen sehr großen hellblauen Holzterrasse. Ab mittags haben wir dort Sonne ... herrlich.
Ich hoffe so einige Eurer Fragen beantwortet zu haben und wir hoffen es geht Euch allen gut, Ihr genießt die Zeit und laßt es Euch gut gehen.
Wir freuen uns sehr von Euch zu hören.
Alles Liebe,
Petra & Jochen mit Fynn & Noemi
Friday, May 2, 2008
Subscribe to:
Post Comments (Atom)
No comments:
Post a Comment